Stätten der Globalisierung: Singapur, Hongkong, Yokohama, Shanghai, Taipei
Die Vorlesung vergleicht die Entwicklungspfade von fünf bedeutenden Hafenstädten in Ostasien, die zentrale Knoten-punkte des Freihandels-Imperialismus des 19. Jahrhunderts waren. Singapur und Hongkong wurden als britische Kronkolonien regiert, während das chinesische Taipei als Taihoku Hauptstadt einer japanischen Kolonie wurde. Yokohama wurde Schauplatz des erbitterten Tauziehens zwischen den liberalen Kräften der Weltmarktintegration und dem japanischen Nationalismus und Imperialismus. Alle fünf Orte waren Speerspitzen der Modernisierung, Verwestlichung und kulturellen Hybridisierung in Asien und von grosser Bedeutung für die Schweizer Wirtschaftsinteressen in Fernost.
Nach dem Pazifischen Krieg (1937–1945) wurden vier der fünf Hafenstädte rasch wieder zentrale Knotenpunkte des Globalisierungsschubes, der bis heute andauert. Shanghai, in der Volksrepublik China in seiner internationalen Funktion zunächst stillgelegt, entwickelte sich nach den Reformen der 1980er-Jahre in atemberaubendem Tempo wieder zur führenden Wirtschaftsmetropole und zum Tor zur Welt. Heute sind die fünf «megacities» unmittelbarer urbaner Lebensraum für rund 40 Millionen Menschen mit relativ hohem Einkommen und darüber hinaus Teil noch grösserer Bevölkerungsagglomerationen und Wirtschaftsräume. Sie sind in ihrer heutigen selbstbewussten Form Ergebnis des dramatischen Wiederaufstiegs Asiens, dessen Schauplatz und «showroom» zugleich.
Dienstag, 18.15 bis 19.45 Uhr, 23-003 Universität St.Gallen, 3.5., 10.5., 17.5. und 24.5.2022
Dozent | Prof. Dr. Patrick Ziltener, Titularprofessor für Soziologie und Dozent für Wirtschaftsgeschichte, Universität Zürich